Die Kuoni und Hugentobler-Stiftung wurde am 26. Juli 1957 von Alfred Kuoni jun. (1914-2012), dem Sohn und Erben des Firmengründers, gemeinsam mit Harry Hugentobler errichtet. Harry Hugentobler (1889-1976) hatte 1925 zusammen mit Alfred Kuoni sen. (1874-1943) die “Reisebureau A. Kuoni Aktiengesellschaft” gegründet. Er war Teilhaber und operativer Leiter des Reiseunternehmens. Nach Errichtung der Stiftung zog sich Harry Hugentobler aus dem Tagesgeschäft zurück, blieb jedoch Präsident des Verwaltungsrates.
Die Stiftung begleitete den Kuoni-Konzern in dessen zeitweise rasantem Wachstum und stürmischen Entwicklung. Auch nach der mit dem Börsengang verbundenen Kapitalerhöhung von 1972 der damaligen “Reisebüro Kuoni AG” behielt die Stiftung die Stimmenmehrheit. Die im Hinblick darauf revidierte Stiftungsurkunde sah eine gegenseitige personelle Verbindung von Stiftungsrat und Verwaltungsrat vor. War das Kapital nach dem Going Public noch auf drei Hauptaktionäre verteilt, übernahm Swissair 1978 die Kapitalmehrheit. 1992 veräusserte sie ihre Beteiligung an die deutsche Kaufhof Holding AG (für ihre Reisesparte ITS Travel). Die Stiftung behielt jedoch immer die Mehrheit der Stimmrechte und konnte so eine Beherrschung durch Swissair und Kaufhof verhindern.
1995 erwarb die Stiftung die Beteiligung der Kaufhof Holding AG mit dem Zweck, die Kapitalmehrheit breit im Publikum zu streuen. In diesem Zusammenhang erfolgte auch eine Revision der Stiftungsurkunde, in deren Zug die institutionelle Verflechtung zwischen der Stiftung und dem Konzern aufgegeben wurde. Auch verzichtete die Stiftung auf die stimmenmässige Mehrheit. Sie reduzierte den Kapitalanteil auf 6,25 Prozent und die Stimmrechte auf 25 Prozent.
2001 geriet die Stiftung in den Fokus der Medien, weil ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten des Stiftungsrates und dem Verwaltungsrat der Kuoni Reisen Holding AG öffentlich ausgetragen wurde. Nach Intervention und Vermittlung der Stiftungsaufsichtsbehörde konnte der Konflikt beigelegt werden. Der Stiftungsrat wurde bis auf den Gründer Alfred Kuoni jun. komplett neu besetzt. Die Stiftung gab sich eine moderne Governance mit strikter Trennung der Interessensphären von Konzern und Stiftung.
2006 erweiterte die Stiftung ihren Zweck, so dass die Erträge, die nicht ihrem Fortbestand dienen, für gemeinnützige Zwecke verwendet werden können, welche die Erhaltung einer intakten Umwelt und des ökologischen Gleichgewichts als Grundlage für einen nachhaltigen Tourismus sowie die Förderung benachteiligter Kinder in Tourismusregionen zum Gegenstand haben.
Im Zusammenhang mit der Übernahme von Gullivers Travel Associates 2011 erhöhte die Kuoni Reisen Holding AG das Aktienkapital. Die Stiftung beteiligte sich an dieser Kapitalerhöhung und wahrte so ihren Kapital- und Stimmenanteil.
Im Januar 2015 entschied der Verwaltungsrat der Kuoni Reisen Holding AG, das gesamte Reiseveranstaltergeschäft zu verkaufen. Die Stiftung trug diesen Beschluss, wie andere Grossaktionäre auch, deshalb mit, weil es sich dabei um einen im zwingenden Kompetenzbereich des Verwaltungsrats liegenden Strategieentscheid handelte, der zudem plausibel begründet war. Der Leitstern der Stiftung war immer der Stiftungszweck: Kuoni im Rahmen des statutarischen Unternehmenszwecks zu erhalten. Die Stiftung nahm die Aktionärsrolle stets aktiv wahr, gewährte dem Verwaltungsrat und Management im Bereich der strategischen und operativen Unternehmensentscheide aber das nötige Ermessen.
Noch im ersten Semester 2015 verkaufte Kuoni das europäische Tour-Operating-Geschäft an DER Touristik, die Reisesparte der deutschen REWE Group. Die indische Reiseaktivitäten und der Reiseveranstalter in Hong Kong wurden im 2. Halbjahr 2015 an den kanadischen Konzern Fairfax verkauft, der Eigentümer des Reisedienstleisters Thomas Cook India ist.
Am 2. Februar 2016 kündigte EQT in gemeinsamer Absprache mit der Kuoni und Hugentobler-Stiftung an, ein öffentliches Kaufangebot für alle sich im Publikum befindenden Namenaktien Kategorie B der Kuoni Reisen Holding AG, zu unterbreiten.
Die Stiftung unterstützte das Angebot von EQT, weil sie überzeugt war, mit diesem Unternehmen den richtigen Partner gefunden zu haben, um die Zukunft Kuoni Reisen Holding AG in strategischer und finanzieller Hinsicht ausreichend sichern zu können. Die Gründe hat der Präsident des Stiftungsrates in der ausserordentlichen Generalversammlung vom 2. Mai 2016 dargelegt (siehe Rubrik ‘Mitteilungen’). Die Stiftung und EQT einigten sich im Rahmen einer Aktionärsvereinbarung auf die Grundzüge der Übernahme, die Eckpunkte der künftigen Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung des Unternehmens.
Die Publikation des Angebotsprospekts erfolgte am 22. Februar 2016. Am 10. Mai gab EQT definitiv bekannt, dass das öffentliche Kaufangebot zustande gekommen war. Der Vollzug erfolgte am 19. Mai. Am 1. November 2016 hat die Kuoni Reisen Holding AG bekanntgegeben, dass die Kuoni B-Aktien mit Rechtskraft per 27. Oktober 2016 für kraftlos erklärt worden sind. Danach wurden sie von der SIX Swiss Exchange dekotiert.
Im Rahmen der Reorganisation der Kuoni-Gruppe brachten die Aktionäre im April 2017 den Geschäftsbereich Global Travel Distribution (GTD) in die Hotelbeds Group ein. Die Kuoni und Hugentobler-Stiftung blieb am kombinierten Geschäft von Hotelbeds/GTD beteiligt. Kurz darauf, im Mai 2017, wurde der Geschäftsbereich Global Travel Services von der japanischen JTB Corporation übernommen.
Mitte 2018 wurden als Folge der weiteren Vereinfachung der Gruppen-Struktur die Kuoni Reisen Holding AG in VFS Global Investments AG und ihre schweizerische Muttergesellschaft in VFS Global Holding AG umfirmiert. Gleichzeitig gründete die Stiftung die neue Kuoni Reisen Holding AG.
Damit verblieben der Stiftung als Folge der grundlegenden Transformation primär die aus der ursprünglichen Kuoni-Gruppe hervorgegangene, erfolgreiche Beteiligung an der VFS Group, die hauptsächlich als passives Investment gehaltene Beteiligung an der HBG Ltd. und 100% des Kapitals an der neu gegründeten Kuoni Reisen Holding AG.
Im Oktober 2021 haben von Blackstone Capital Partners (“Blackstone”) verwaltete Fonds mit EQT einen Vertrag über den Erwerb eines Mehrheitsanteils an der VFS-Gruppe abgeschlossen. Zugleich haben sich Blackstone und die Stiftung in einem Aktionärbindungsvertrag über die Rahmenbedingungen des gemeinsamen Investments geeinigt. Seit dem Vollzug dieser Transaktion im Mai 2022 sind Blackstone, als Mehrheitsaktionär, und die Kuoni und Hugentobler-Stiftung, als Minderheitsaktionärin, Co-Investoren der VFS-Gruppe. Zudem hat die Kuoni und Hugentobler-Stiftung im Rahmen des Vollzugs dieser Transaktion sämtliche Anteile an der Kuoni Reisen IP AG, welche insbesondere Eigentümerin der Kuoni-Markenrechte ist, übernommen.